Projektträger ist die deutsch-italienische Kulturvereinigung Amici dell' Aquila

Montag, 15. April 2013

Bernardo aus Paganica

Die ersten beiden Wochen meiner Tätigkeit als Stadtbotschafter sind vorbei. Sie waren geprägt von verschiedenen Antrittsbesuchen. Wobei jeder Antrittsbesuch mit einer Einladung zu einem ausgiebigen Essen verknüpft war. So darf es nicht weitergehen, denn sonst habe ich am Ende des Aufenthalts eine Menge an Übergewicht zugelegt. Ein Besuch jedoch hat mich zu einer kleinen Erzählung angeregt. Es war der Besuch bei "Salviamo Paganica".

Bernardo aus Paganica
Bernardo Zugaro aus Paganica ist kein Mann der ausschweifenden Reden. Er spricht eher präzise und was er sagt hat Gewicht und gilt. So zum Beispiel in der Frage nach Stand des historischen Waschhauses. Zur Erinnerung: Kurz nach dem Erdbeben hatten uns die Freunde aus Paganica die Renovierungen eines Waschhauses im Zentrum des Ortes als Maßnahme zur Stärkung des Wirgefühls als Förderobjekt empfohlen. Eine Bürgerinitiative hatte es erst kurz vor dem Erdbeben renoviert. Jetzt war es erneut beschädigt worden. Vier Jahre später auf das Projekt angesprochen, reagiert Bernardo prompt. Man habe einen Kostenvoranschlag machen lassen, der sei sehr hoch ausgefallen, diesen Betrag könne man an anderer Stelle gut gebrauchen, basta. So ist er eben Bernardo, eher unitalienisch.

Einmal jedoch, da musste Bernardo aufstehen und etwas zurecht rücken. Als er zum wiederholten Mal von uns Auswärtigen hören musste, dass in Paganini wohl alles viel zu langsam ginge, musste er etwas sagen. Una Parola per favor. 

Das Herz würde zwar bluten, wenn man die zerstörten Häuser in der alten Ortsmitte noch immer am Boden liegen sähe. Dort seien viele liebe Erinnerungen begraben, dort sei man aufgewachsen. Aber dies sei nur eine Seite des Wiederaufbaus. In den Wohngebieten darum herum, seien die meisten Schäden doch behoben worden. Man lebe ganz bewusst in einem erdbebengefährdeten Gebiet. Dies sei die Heimat und dort wolle man bleiben. Deshalb müsse man eben einige Einschränkungen und Gefährdungen in Kauf nehmen. Wenn man jedoch so wie wir an diesem Nachmittag, bei schönem Wetter, gutem Wein und einem guten Essen im Freien zusammensitzen können, wenn man im Ort wieder arbeiten könne, dann zeige dies doch eine gute Entwicklung. Man sei zufrieden!

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