Projektträger ist die deutsch-italienische Kulturvereinigung Amici dell' Aquila

Montag, 22. April 2013

Humanitas von der Assoziatione "Barbara Micarelli” ausgezeichnet

In einer festlichen Feierstunde bekam in L’Aquila die auch von Rottweil unterstützte Vereinigung Humanitas eine hochwertige Ehrung verliehen. Im Beisein des Erzbischofs von L’Aquila, Molinari, nahm Mara Cassilio von Humanitas aus der Hand der Madre Superiore Maria Felicita Decio die Auszeichnung entgegen.

Von links nach rechts: Vorstandsmitglied der universita della terza eta (Seniorenvhs), Arrigo Novelli (fondatione Barbara Micarelli),
Madre Superiore Maria Felicita Decio, Mara Cassilio (Humanitas)



Die Preisträger werden jährlich von einer Vereinigung Barbara Micarelli ausgewählt.
Die Sulmona geborene und in L’Aquila aufgewachsene Barbara Micarelli zieht es 1879 zu den Franziskanern. Sie gründet einen eigenen Ordenszweig, das Instituto Santa Maria degli Angeli. Deren Mitglieder sind der Armut und der  Hilfe für Bedürftige verpflichtet. Die in L’Aquila ansässige laizistische Vereinigung „Con Barbara Micarelli” mit ihrem Präsidenten Arrigo Novelli, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Andenken der Nonne zu bewahren. Dies geschieht unter anderem dadurch, dass jährlich eine Vereinigung der Stadt oder der Region ausgezeichnet wird, die sich in besonderer Weise der Bedürftigen annimmt. Im diesem Jahr wurde die Gruppe Humanitas ausgewählt.

 
In der Vereinigungs Humanitas haben sich Mediziner und medizinisches Personal zusammengefunden, die in ihrer Freizeit und ehrenamtlich zwei Stützpunkte der Krebsvorsorge betreiben. Den ersten Stützpunkt haben sie im vergangenen Jahr in Paganica unter Mithilfe der dortigen Vereinigung „Salviamo Paganica“ und einer Spende aus Rottweil in Betrieb nehmen können. Der zweite Stützpunkt liegt in der Kernstadt und wird in Bälde in Betrieb gehen. Auch hier sind die Spenden der Rottweiler Bevölkerung bei der Beschaffung von Mobiliar und Geräten zum Einsatz gekommen.

In ihrer Dankesrede hob Mara Casillio, Vorsitzende von Humanitas, auch die Rottweiler Hilfe hervor. Sie bedankte sich herzlich bei dem bei der Feierstunde anwesenden Vorsitzenden des Rottweiler Vereines Amici dell’Aquila. Dieser weilt im im Moment im Rahmen eines GRUNDTVIG-Projektes in Rottweils  Partnerstadt. Die zweite Stadtbotschafterin, Barbara Bihler, hatte ihren ehrenamtlichen Einsatz in dem GRUNDTVIG-Projekt bei Humanitas. 

Montag, 15. April 2013

Bernardo aus Paganica

Die ersten beiden Wochen meiner Tätigkeit als Stadtbotschafter sind vorbei. Sie waren geprägt von verschiedenen Antrittsbesuchen. Wobei jeder Antrittsbesuch mit einer Einladung zu einem ausgiebigen Essen verknüpft war. So darf es nicht weitergehen, denn sonst habe ich am Ende des Aufenthalts eine Menge an Übergewicht zugelegt. Ein Besuch jedoch hat mich zu einer kleinen Erzählung angeregt. Es war der Besuch bei "Salviamo Paganica".

Bernardo aus Paganica
Bernardo Zugaro aus Paganica ist kein Mann der ausschweifenden Reden. Er spricht eher präzise und was er sagt hat Gewicht und gilt. So zum Beispiel in der Frage nach Stand des historischen Waschhauses. Zur Erinnerung: Kurz nach dem Erdbeben hatten uns die Freunde aus Paganica die Renovierungen eines Waschhauses im Zentrum des Ortes als Maßnahme zur Stärkung des Wirgefühls als Förderobjekt empfohlen. Eine Bürgerinitiative hatte es erst kurz vor dem Erdbeben renoviert. Jetzt war es erneut beschädigt worden. Vier Jahre später auf das Projekt angesprochen, reagiert Bernardo prompt. Man habe einen Kostenvoranschlag machen lassen, der sei sehr hoch ausgefallen, diesen Betrag könne man an anderer Stelle gut gebrauchen, basta. So ist er eben Bernardo, eher unitalienisch.

Einmal jedoch, da musste Bernardo aufstehen und etwas zurecht rücken. Als er zum wiederholten Mal von uns Auswärtigen hören musste, dass in Paganini wohl alles viel zu langsam ginge, musste er etwas sagen. Una Parola per favor. 

Das Herz würde zwar bluten, wenn man die zerstörten Häuser in der alten Ortsmitte noch immer am Boden liegen sähe. Dort seien viele liebe Erinnerungen begraben, dort sei man aufgewachsen. Aber dies sei nur eine Seite des Wiederaufbaus. In den Wohngebieten darum herum, seien die meisten Schäden doch behoben worden. Man lebe ganz bewusst in einem erdbebengefährdeten Gebiet. Dies sei die Heimat und dort wolle man bleiben. Deshalb müsse man eben einige Einschränkungen und Gefährdungen in Kauf nehmen. Wenn man jedoch so wie wir an diesem Nachmittag, bei schönem Wetter, gutem Wein und einem guten Essen im Freien zusammensitzen können, wenn man im Ort wieder arbeiten könne, dann zeige dies doch eine gute Entwicklung. Man sei zufrieden!

Samstag, 6. April 2013

L'Aquila im April 2013



Gemeinsames Gedenken in L’Aquila
Das Projekt „Stadtbotschafter“ der deutsch-italienischen Kulturvereingung Amici dell’ Aquila geht in seine vierte und letzte Runde.
Am 1. April ist der Vorsitzende des Rottweiler Vereins, Kohler, nach L’Aquila gereist. Am 17. April wird mit Daniela Nerini die zweite italienische Vertreterin nach Rottweil kommen. Zuvor treffen sich ehemalige, aktuelle und zukünftige Stadtbotschafter in L’ Aquila um gemeinsam am 4. Jahrestag des Erdbebens der Opfer zu gedenken.

Ludwig Kohler ist der dritte Stadtbotschafter der für zwei Monate in L’ Aquila dem dortigen Partnerschaftsverein als freiwilliger Helfer zur Verfügung stehen wird. Als Entlohnung ist allenfalls die Anerkennung durch die italienischen Freunde zu erwarten, der Einsatz ist ehrenamtlich. Kohler wird sich im Rahmen seines Einsatzes um das soziale Projekt in Assergi kümmern. Dort sind in einer der sogenannten „Newtowns“, Mehrfamilienhäuser abseits der Infrastruktur einer Ortschaft,  vorwiegend ältere Menschen aus der Kernstadt untergebracht. Sie vermissen zentrale Treffpunkte, ein Cafe, ein Laden. Das geplante Museum in der Nähe des Casa Onna wird ebenso zu seinen Aufgaben gehören wie die Information über EU-Projekte an der Universität. Bereits fest ins Visier genommen ist auch das anstehende Jubiläum der 25-jährigen Städtepartnerschaft zwischen Rottweil und L’Aquila.
Daniela Nerini wiederum wird in Rottweil zunächst für italienischen Sprachunterricht eingesetzt werden. Losgelöst von den Zwängen, denen zum Beispiel die Volkshochschule unterliegt, kann Nerini alternative Unterrichtsformen erproben und erfolgreich einsetzen. Unter der Moderation der Amici dell’ Aquila sollen sich die Sprachkursinteressierten zunächst mit Nerini treffen und die Rahmenbedingungen selbstbestimmt aushandeln. Von der Kleingruppe im Wohnzimmer eines Beteiligten bis zu Lernen beim Wandern, vieles ist denkbar und auch möglich. Für die Sammlung der Adressen der Interessierten hat sich freundlicherweise die VHS bereit erklärt. Wer also an einem Unterricht bei Nerini interessiert ist, der sollte sich an das Sekretariat der VHS wenden.
In der Nacht von Freitag auf Samstag waren ehemalige, aktuelle und zukünftige Teilnehmer des GRUNDTVIG-Projektes in L’Aquila im gemeinsamen Gedenken vereint. Am Abend trafen sich die L’Aquilani und ihre Freunde am Rande der mittelalterlichen Kernstadt. Von dort zogen sie in einem Fackelzug vorbei an immer noch leerstehenden Stadtvierteln, an in der Zwischenzeit abgebrochenen Gebäuden und vorbei an in bizarrer Nachbarschaft zu den Bauruinen stehenden einzelnen restaurierten Gebäuden. Auf dem Domplatz sammelten sich dann die Trauernden. Nach einer Messe in der immer noch durch stabile Gerüste gestützten Chiesa della Suffraggio wurde exakt um 3.32 Uhr mit jeweils einem Glockenschlag für jedes der Opfer der Verstorbenen gedacht.